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Wohin fließt die Milchstraße?
 
Eine Schrift- und Objektinstallation in der Himmelfahrtskirche in Sendling

 
Cosy Pièro nimmt in ihrer Installation auf eine moderne Kosmologie Bezug, nämlich das monumentale Werk "Cánto Cósmico" des Theologen, Revolutionärs und Autors Ernesto Cardenal. Cardenal bezieht in sein Werk, das in der Tradition von Dantes "Göttlicher Komödie" und der deutschen Romantik – zum Beispiel Novalis – gesehen wird, sowohl die neuere Theologie als auch die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften mit ein. Poetisch lässt er eine Einheit der vermeintlich zersplitterten Formen des Lebens neu erstehen.
 
In der evangelischen Himmelfahrtskirche legt Cosy Pièro den Hauptakzent auf das Wort. Auf strukturiertes und transparentes Papier gedruckt hängen an den Wänden der Kirche Textauszüge aus Cardenals Dichtung. Dazwischen sind Tafeln angebracht, die in kurzen Begriffen die "Angstpotentiale" des Menschen ansprechen (wie sie zum Teil auch schon in Pièros letzter Ausstellung "Das ist der liebe Gott und das die 5 in Mathe" im November 2001 in der Seidlvilla zu sehen waren).
 
Auf flachen, abgeschrägten Sockeln aus Rosenholz kann man auf dem Kirchenboden Texte von Cosy Pièro lesen, die poetisch die utopische Jenseitsvorstellung wieder ins Diesseits zurückholen.
 
Blickfang mitten im Kirchenraum ist eine Skulptur, ein zwei Meter hohes Ei. Darauf ist das das Gesicht eines Fötus und die Aufschrift "It's God" projeziert.
 
Im Sinne der Romantiker und Cardenals weist Cosy Pièro in ihrer Installation sowohl auf die große Einheit des Kosmos hin als auch auf die Tatsache, dass diese Einheit in jedem noch so winzigen Baustein des Universums bereits vorhanden ist. Auf die Rückführung des Abstrakten ins Konkrete zielt auch ihre Frage: "Wohin fließt die Milchstraße?"

Teilansicht: WOHIN FLIESST DIE MILCHSTRASSE
Installation in der Himmelfahrtskirche, München/Sendling
Material: Hohlform, Gipsmantel, Lack, Diaprojektion

Größe: 110 x 165 cm